Les Acteurs de l’Ombre Productions
☠ 2022 ☠
Lunar Tombfields sind gewissermaßen ein Kind der hinterhältigen Corona-Pandemie, wurde das französische Black-Metal-Duo doch just im Jahre 2020 aus der Taufe gehoben, als laut eigener Aussage „die Welt am Abgrund stand“. Inspiriert von diesem ganzen Weltuntergangsgehabe der letzten Jahre, ist „The Eternal Harvest“ entstanden. Und so handelt der Erstling der beiden Nihilisten auch von Allem und von Nichts gewissermaßen. Er besingt den Ruhm der Sterne, befasst sich mit den Elementen und der Tragödie des menschlichen Schicksals.
Bei so viel wunderschön nihilistischem Pathos kann es sich ja nur um eine düster-romantisch finstere, atmosphärische Black-Metal-Kapelle handeln. „The Eternal Harvest“ ist in der Tat ein recht klassisches Atmospheric-Black-Metal-Album geworden, natürlich mit allem, was so dazu gehört: Schwärmenden, flächigen Gitarren, unverständlich diffusem Schreigesang, melodischen Einsprengseln – und das auf nur vier Songs in absoluter Überlänge. In einer guten Dreiviertelstunde bieten Lunar Tombfields ihre Version einer Reise zu den Sternen, zum Inneren des Menschen und ins Nichts an. Ein bisschen depressiv klingt das Ganze ebenfalls, allerdings absolut nicht im Sinne der üblichen DSBM-Kapellen, sondern viel mehr in Richtung der alten Wolves in the Throne Room.
Der Vergleich mit den Öko-Black-Metal-Großmeistern hinkt jedoch ein wenig. Denn viele Bausteine bei Lunar Tombfields stehen zwar ganz gut aufeinander; die grundsätzlichen Songideen sind schön atmosphärisch, schwelgerisch, das Ganze ist rund, aber nicht allzu glatt produziert. Und doch fehlt den beiden Franzosen häufig der Biss, die zündende melodische Idee, das Momentum, das die einzelnen Songs buchstäblich auf eine neue (Astral-)Ebene hebt. Wo Wolves in the Throne Room in ihren überlangen Trümmer-Tracks auf einen geradezu kathartischen Punkt hinarbeiten, in dem sich die gesamte aufgebaute Spannung entlädt, verpufft bei Lunar Tombfields recht viel einfach im Nirgendwo. Manchmal weiß man beim Hören echt nicht so recht, wo die Songs denn hinmöchten, denn bei allem atmosphärischen Schwelgen irren diese, was Songstruktur und -aufbau anbelangt, recht häufig im leeren Raum umher.
Das ist recht schade, weil die dem Projekt eigentlich zugrunde liegende Ästhetisierung dadurch etwas zu kurz kommt – der Funke mag nicht so recht überspringen. Zwar gibt es einige Momente, die schon aufhorchen lassen: Der kurze Break in der Mitte von „As the Spirit Wanes, the Form Appears“ etwa, oder der Mid-Tempo-Part in „A Dialogue with the Wounded Stars“. Doch diese hübschen Schnipsel werden nicht zu Ende gedacht, die Songs nicht um ihre starken Parts herum gezimmert. Ein bisschen liegt das auch daran, dass keine Melodie, keine Hookline, wenn man so will, so wirklich zünden mag. Die musikalischen Zutaten rauschen beim Hören häufig schlichtweg durch. Oder um in der Bildsprache des Albums zu bleiben: Der eigentlich hübsche, atmosphärisch wunderbar krude Himmelswagen auf dem Cover kommt nicht so ganz in Fahrt und muss deswegen planlos durch Himmel und Weltall ziehen, weil er einfach nicht den rechten Weg ins Ziel findet.
☠ Tracklist ☠
1. The Ancestral Conjuration
2. As the Spirit Wanes, the Form Appears
3. A Dialogue with the Wounded Stars
4. Drowning in the Wake of Dreams