Running Wild Productions
☠ 2023 ☠
Eine Zusammenkunft von vier österreichischen Metal-Bands, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, unterm Strich aber dennoch irgendwie gut zusammen harmonieren, bietet uns der hier auf dem Prüfstand stehende, unter der Aufsicht von Running Wild Productions entstandene Silberling. Das zusammengewürfelte Material der noch relativ jungen Bands – In Dornen sind mit dem angegebenen Gründungsjahr 2008 die älteste Kapelle dieser Compilation, die Band ist aber nach einer sehr langen Pause erst 2022 wieder so richtig aktiv geworden – ist sehr kontrastreich, wenn man den doch schon recht langen musikalischen Graben zwischen dem Gothic Metal von Adder’s Fork und dem Atmospheric Black Metal von Dea Artio und Winter’s Breath sowie dem schon eher depressiv anmutenden Black Metal von In Dornen berücksichtigt. Was aber allen gemeinsam und keinem abzusprechen ist, das ist die relativ melancholische Grundstimmung der Musik, die im Wesentlichen durch die Stimmen der Sänger getragen wird. Und ja, mit Adder’s Fork werden sich hier die meisten Metalheads bestimmt am schwierigsten tun, denn die dort dargebotene Gitarrenarbeit ist schon etwas mehr auf den Mainstream ausgerichtet und kann stellenweise sogar als catchy bezeichnet werden. Gothic Metal ist mittlerweile zu einer kleinen Nische geschrumpft, die meisten finden die Mischung nicht sonderlich interessant. Solch eine Voreingenommenheit ist natürlich ein fataler Fehler, wie Adder’s Fork es auch beweisen. Sollte man sich deshalb zumindest mal angehört haben, um mitsprechen zu können. Das ebenso aus einem Einzelgänger bestehende Projekt Dea Artio ist dagegen schon wirklich sehr undergroundig. Mit den aufgefahrenen Akkordeon-Klängen am Anfang des Songs „Nur die Sterne über dir“ kommt es jedoch zunächst recht schleppend und irgendwie müde anmutend daher. Im Verlauf entwickelt sich der Song aber zu einer recht variablen und passablen Nummer mit schnellen atmosphärischen, aber auch teils doomig stampfenden Passagen. In der Gesamtheit macht Dea Artio einen sehr guten, alpin angehauchten Eindruck, was Fans von naturverbundenen Metal-Acts definitiv gefallen wird. Dasselbe kann man getrost über In Dornen behaupten, die sich seit ihrem „Neueinstieg“ zu einer festen Institution des österreichischen Black Metals gemausert haben. Die Alben „Heimkehr“ und „Vergänglichkeit“ wie die EP „Trauer“ ernten in der Szene eigentlich nur positives Feedback und umschreiben allein schon mit der Titelgebung den musikalischen Weg der Band von Wolfgang Kronsteiner, der seit letztem Jahr von einem weiteren Musiker an der Gitarre zusätzlich unterstützt wird. In pure Melancholie gegossene Lebenspoesie mit tiefgreifenden Lyrics, das ist das Konzept dieser Band, welches allen, die intelligenten Black Metal zu schätzen wissen, vollends zusagen wird. Der letzte Act, erneut eine One-Man-Show, gibt ebenfalls keine schlechte Figur ab. Winter’s Breath ist jedoch recht symphonisch unterwegs, so dass man hier eine gewisse Affinität zu Keyboard-Tasten mitbringen sollte, um sich hier wohlfühlen zu können. Langweilen wird man sich bei den drei Songs definitiv nicht, dafür wissen die gar hübschen Melodien schon zu sorgen. Vielleicht auch die eingängigste Band dieses Quartetts, die mit „Zerstörer“ eine sehr interessante musikalische Erfahrung abschließt.
☠ Tracklist ☠
1. Adder’s Fork – Memorial Ruins
2. Adder’s Fork – The Fatalist (A Coming Dark)
3. Adder’s Fork – The Individualist
4. Adder’s Fork – We Stare into the Fading Sun
5. Dea Artio – Nur die Sterne über dir (AGoF version)
6. Dea Artio – … und Sturm zieht auf (Edit)
7. In Dornen – Mein letzter Blick zu den Sternen (Edit)
8. In Dornen – Mein letzter Tag
9. Winter’s Breath – Fight
10. Winter’s Breath – Winter’s Wicked Wrath (Edit)
11. Winter’s Breath – Zerstörer