Eigenproduktion
☠ 2023 ☠
Auf seinem zweiten musikalischen Abenteuer, auf der Suche nach dem Schlüssel zum Licht, kredenzt uns der Berserker aus Bern erneut ein Manifest aus abgrundtiefen, vom Schatten emporragender Berge verdunkelten Hymnen, wie sie sich in diesem Format kein anderer hätte ausmalen können. Das, was Chris Bärnserker hier zum Besten gibt, das ist schon unverkennbar einzigartig, es ist durch und durch mit ganz speziellen persönlichen Schattierungen umrissen, die selbstverständlich eine ganz bestimmte kohlrabenschwarze Aura verströmen. Diese lässt sich am ehesten als eine gediegene Mischung von Black Metal und Doom mit starkem Pagan-Einschlag bezeichnen. Der pagane Einfluss lässt sich dabei am besten im Titeltrack heraushören, erinnert „Schlüssu zum Liecht“ mit der profunden aber beherzten Melodieführung sowie den zackigen Flötenklängen, die leider in keinem weiteren Song mehr zum Zuge kommen, an die scheinbar von der Bildfläche verschwundenen Wikinger von Taunusheim. Zusammen mit der rustikalen, teils gesenkt vorgetragenen Stimmlage von Chris, die uns auf eine verlockende Wanderung inmitten finsterer Wälder der Schweizer Alpenregion mitnimmt, ergibt das Ganze ein absolut rundes Hörbild, so dass man hier glasklar von einem Vorzeigesong und auch dem besten Stück des Albums sprechen kann.
Die anderen Lieder, welche durchweg in dem heimatlichen Berner Dialekt von Chris, an den man sich zugegeben auch erst ein wenig gewöhnen muss, verfasst sind, bergen einen ebenso reichhaltigen Fundus an ausgeklügelten Melodien und Riffabfolgen, auch wenn sie stärker dem schwarzmetallischen bzw. doomigen Milieu zuzuordnen sind. Was jedoch allen Songs eigen ist: Sie werden ausschließlich im Mid- bzw. einem noch langsameren Tempo, wie z. B. das Lied „Heimat“, dargeboten. Wilde, ungestüme Raserei, wie sie einem Berserker nachgesagt wird, sucht man hier vergebens. Und das ist vielleicht etwas schade und auch der einzige kleine Kritikpunkt, denn auf der gesamten Albumlänge mit neun, im Durchschnitt an die sechs Minuten andauernden Songs lässt sich eine leicht aufkommende Monotonie nicht wegdiskutieren. Sollten also auf dem hoffentlich noch kommenden nächsten Album einige mutigere und verwegene Rhythmus- und Tempo-Wechsel, Breaks und vielleicht ein paar Thrash- oder anders gelagerte Einflüsse bzw. Unberechenbarkeiten dazukommen, dann wird das der Abwechslung und dem ohnehin schon wirklich sehr soliden Hörerlebnis ganz gewiss noch einen zusätzlichen kleinen Kick verpassen. Bis dahin sollten alle, die das Ungewöhnliche im Metal mögen, sich den „Schlüssu zum Liecht“ sowie das gleichfalls irre gut geratene Vorgängerwerk „Vo höche Bärge u tiefe Schluchtä“ beschaffen. Es lohnt sich!
☠ Tracklist ☠
1. Schnittpunkt
2. Schlüssu zum Liecht
3. Heimat
4. Dunkli Nacht
5. Mini Lieder
6. Chaut
7. Nöii Zit
8. Schicksau
9. Flügu