Einvigi - Monokroma

Einvigi – Monokroma

Einheit Produktionen
2024

Einvigi aus Finnland kann man ganz sicherlich als die Band der Zeit bezeichnen. Immerhin bringt sie frische Farbe in das „böse“, zumeist nach Ruß und Höllenfeuer, Gewalt und Schweineblut stinkende Black-Metal-Getöse, und das nicht nur auf dem Cover. Jedoch sind bereits die vielen erdigen Ocker- und Orange-Töne des Cover-Artworks auch exakt nach meinem Geschmack! Zugegebenermaßen erinnert das Motiv mit der ausgetrockneten Erde und der sengenden, aus einem Zahnradgeflecht bestehenden Sonne irgendwie an einen japanischen Animationsfilm, in etwa im Stile der Meisterwerke von Studio Ghibli, doch die derart ausgestrahlte Botschaft ist dafür umso eindeutiger. Und da der allgemeine Black Metal mittlerweile sehr gewachsen und auch künstlerisch erwachsen – das darf man mittlerweile ruhig so annehmen – geworden ist, muss nicht alles immer nur die Rotz-Attitüde der Kindertage aufweisen, auch wenn sich bestimmte Gruppierungen regelrecht nach der Nuckelflasche der Anfangsjahre sehnen und nichts anderes in ihrem musikalischen Leben zulassen (wollen). Aber zurück zur Einvigi: Die Band bekennt nun mal Farbe und fühlt sich ganz und gar im Post-Black Metal zu Hause. Doch wie keine andere findet sie die perfekte Balance – noch um einiges besser als auf den beiden anderen, bereits sehr guten Vorgängerwerken – zwischen Härte und Harmonie, zwischen atmosphärischer Schönheit und dunkler Vorahnung. Die ganze Platte, auf der die einzelnen Songs ebenso leicht wie gut geölte Zahnräder ineinander übergehen, gleicht von vorne bis hinten einer regelrechten, aber keineswegs mühsamen Gratwanderung, möchte man meinen. Mal sind dunkle Wolken am Firmament zu sehen, als die satten und dennoch verspielten E-Gitarren zusammen mit dem eisigen Gesang sich in der Landschaft austoben, mal glänzt „Monokroma“ (übersetzt heißt der Titel übrigens „Einfarbig“, wie man es sich denken kann) mit einem fast schon folkloristichen Ruhepol – das rein instrumentale neunte Stück würde auch auf jedem beliebigen Folk-Album eine richtig gute Figur abgeben – und positiven Schwingungen, die in erster Linie den cleanen Vocals von Petteri Granberg zu verdanken sind. Mit diesen bestens aufeinander abgestimmten Stilmitteln transportiert das Quartett jederzeit eine sehr entspannte Ergriffenheit in das hier fundamentbildende Shoegaze- und Black-Metal-Gebilde. Der oftmals gedoppelte Gesang, der Kontrast zwischen weich und hart, die virtuosen, sich oft überlagernden Akustik- und E-Gitarrenklänge mit der filigranen Melodik, die gelegentlichen Piano- bzw. Keyboard-Einwürfe, das alles erschafft eine ganz besondere Aufbruchstimmung mit dennoch irgendwie hoffnungsvollen Zukunftsaussichten. Die Musik von Einvigi ist alles andere als einfarbig, sie ist vielseitig und klanglich nahezu perfekt, sie gleicht einer außergewöhnlichen Traumreise, die bei jedem Durchlauf wie im Fluge vergeht. Und auf diese sollte sich jeder Metalhead eingeladen fühlen. Also direkt Tickets – als klassische Digipak-CD oder schönes, der Sonne nachempfundenes Vinyl – bei Einheit Produktion buchen! Und wenn das Ding nicht in wenigen Wochen ausverkauft sein wird, dann ist der Metal-Szene wirklich nicht mehr zu helfen! Und falls jemand einen Anhaltspunkt benötigt: Als einzige Referenzband, die sich so ähnlich smooth zwischen den Genres und Kontrasten zu bewegen versteht, fällt mir jetzt nur Ash of Ashes ein.

Tracklist
1. Huoma
2. Elossa Eilen, Tänään Jo Kuollut
3. Tumman Veden Lapsi
4. Ambrosia
5. Kuolintanssi
6. Missä Kuljimme Kerran
7. Monokroma
8. Yksinäisen Laulu Pt.1
9. Yksinäisen Laulu Pt.2 – Interlude
10. Yksinäisen Laulu Pt.3 – Uusi Aurinko Nousee

Geschrieben von Adam am 28. März 2024