Trollmusic
☠ 2022 ☠
Nebelschwaden, Nebelschwaden und noch mehr Nebelschwaden… Geheimnisvoll und vollkommen puristisch schlängelt sich die Musik des aktuellen, bereits dritten Dungeon-Synth-Werkes von Eye of Mordor durch die Boxen, wobei das Wort Musik schon vielleicht etwas zu viel des Guten ist. Der Sound von Eye of Mordor ist vielmehr eine komprimierte und hochkonzentrierte Essenz einer anziehenden Atmosphäre, eine Erinnerung, ein Nachhall an längst verstummte Klänge, welche im Zeitstrudel des Vergessens zur Unkenntlichkeit verblasst sind, lediglich hier und da, etwa zu Beginn des zweiten Tracks „Beleriand“, als eine epochale Keyboard-Melodie und blecherne Trompeten homophon erklingen, fragil an Summoning, die Vorreiter in Sachen Tolkien-Musik, erinnernd. Hat man schon oft so gehört, könnte man meinen. Ja und nein, denn im Gegensatz zu vielen anderen ähnlich gelagerten Dungeon-Synth-Projekten wurde hier viel mehr Wert auf eine gewisse Undurchsichtigkeit gelegt. Heißt im Klartext: Der gesamtflächige Sound ist – was kurioserweise irgendwie im Widerspruch zu dem vorherrschenden subtilen Minimalismus steht – recht vielschichtig angelegt und mit interessanten Überraschungen angereichert. Magisches Knattern und Knistern, Geräusche, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach nur in einem vor sich hin brodelnden Zauberkessel entstehen können, lockende Geisterstimmen – das alles lässt Bilder entstehen und die Gedanken zu unbekannten Ufern entschweben. Tentakel P. beweist ein perfektes Gespür für magische Klangmomente, und gerade diese sind es, nach denen sich die suchende Seele stets sehnt. Orkse, Bergtrolle, Ringgeister und sonstige Kreaturen aus dem Tolkien-Universum kreuzen hier zwar nicht unsere Wege, man kriegt aber genügend Raum und Zeit, um die tristen und sumpfig-kargen Landschaften von Mordor im Geiste zu erkunden.
Wer sich nun angesprochen fühlt, der sollte sich unverzüglich ein Exemplar der mit einem schönen Patch versehenen Erstauflage zulegen. Bereuen wird man es definitiv nicht, egal welche Musikrichtung man bevorzugt hört. Tolkien-Besessene können natürlich direkt und ungehört zuschlagen. Leider wurde die angekündigte Holzbox-Edition nun doch nicht realisiert, aber vielleicht wird das beim nächsten, schon längst fertigen und um die Ecke lauerndem Album von Eye of Mordor der Fall sein. Lassen wir uns doch überraschen! Also: Auf nach Mordor!
☠ Tracklist ☠
1. Time As Vala
2. Beleriand
3. Angainor
4. Morgoth