Hovert - Omyt

Hovert – Omyt

Talheim Records
2020

Wenn man den westlichen Medien Glauben schenken darf, bietet das post-kommunistische Russland vielerlei Gründe für schlechte Laune. Depressive Black Metal ist dennoch bisher nicht der größte Exportschlager in dem durchaus für eine große Metal-Affinität bekannten Staat. Dennoch lassen sich auch dort einige Perlen des Genres finden, wie die Band Hovert es mit ihrem aktuellen Album „Omyst“ beweist. Die aus dem Tscheljabinsk-Umkreis stammenden Musiker agieren zumeist in dem für Depressive Suicidal Black Metal typischen schleppenden Tempo, sind musikalisch und technisch rudimentär (aber wirkungsvoll) und transportieren in der knapp halbstündigen Spielzeit tonnenweise pechschwarze Emotionen. „Omyt“ legt den DSBM klassisch aus, ist viel näher an Nyktalgia als Lifelover, eckt in Sachen hypnotischer Wirkung bei Trancelike Void an und setzt die einfachen technischen Mittel höchst effizient zu einer linientreuen Interpretation zusammen. Der plastisch-organische und wunderbar klare Underground-Sound passt dabei wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Dass sich Ambientparts und sehr düster-atmosphärische Elemente perfekt in dieses Bild einfügen, bestätigt zum einen die kompositorische Klasse von „Omyt“, als auch den grundlegenden konzeptionellen Ansatz von Hovert, die Atmosphäre über alle anderen Aspekte des Albums zu stellen.

We came into this world burning and wishing but all that we have is fear of non-existence.

Textlich gehen Hovert mit düsterer Philosophie tief unter die Haut und rütteln an den grundlegenden Eckpfeilern der Existenz. „Omyt“ schildert eine ausweglose Situation voller Gedanken zu Antinatalismus, Verfall, Vergessenheit und Tod. Letzterer zerschneidet auch die Ouroboros-Schlange auf dem Cover und zerstreut damit symbolträchtig jede metaphysische Hoffnung auf einen wiederkehrenden Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt. Wer in seiner Freizeit gerne Cioran liest und/oder den dunklen Klängen des DSBM zugewandt ist, sollte dieses hervorragende Album auf seinem Zettel stehen haben. Das dritte Langspielalbum von Hovert ist kein billiger Bedroom-DSBM-Abklatsch, sondern große pechschwarze Kunst in destilliert-klarer Form!

Tracklist
1. Antinatalism I
2. Antinatalism II
3. Pendulum I
4. Pendulum II
5. Omyt I
6. Omyt II

Geschrieben von Stefan am 10. September 2021