Nebelgrund - Rauhnachtsträume

Nebelgrund – Rauhnachtsträume

Todesritter Production
2021

Im März 2020 wurde „Des Zornes Glut“ noch recht kritisch von mir beäugelt, aber das nicht wegen der musikalischen Darbietung des Einzelk(l)ämpfers Nebelgeist, sondern wegen der unzulänglichen physischen Erscheinungsform des Tonträgers, der schon nach nur zehn Durchläufen Lesefehler in meinem Player generierte. Für das nächste Album wurde aber glücklicherweise ein professionelles Plattenlabel ausfindig gemacht, das „Rauhnachtsträume“ in gepresster und nicht selbstgebrannter Qualität ablieferte. Und diese neue Aufmachung wird der schwarzmetallischen Musik von Nebelgrund endlich gerecht. Schließlich ist Nebelgeist schon seit vielen Jahren aktiv, und das lässt sich in jeder Komposition dieses Albums heraushören.

Mit einem langen, knapp siebenminütigen Instrumentalstück legen die „Rauhnachtsträume“ schon mal recht ungewöhnlich los, doch die bis in den Kern sehr melodisch gehaltenen Songstrukturen nehmen den Hörer lockerleicht auf die Hörner und entführen ihn auf eine waghalsige Wanderung zwischen den Welten. Und während man sich voller Neugier und frohen Geistes auf den sicheren Weg ins Ungewisse macht, bricht die „Frostnacht“ über einen herein. Es wird sogleich kälter, dunkler und unheilvoller. Harte Riffs mit gewohnt schnellen, repetitiven Tremolo-Akkorden und elegant vollführten Wechseln lassen in dämmrigen Ecken und Winkeln tanzende Schatten entstehen, welche die Phantasie verführen und die Zeit anzuhalten versuchen. Der Hörer bleib gebannt, er wird zum freiwilligen Gefangenen der nächtlichen, von kratzigem Gesang begleiteten Rauhnachtsmusik, unfähig an einen Ausweg zu denken. In dem ebenfalls rein instrumental gehaltenen Stück „Sól“ scheint grundlegend auch kein Licht, nur zu Anfang ein wenig, bei der klaren und ruhigen, allein vom leicht gezupften Bass unterstützten Gitarrenpassage, von der man aber nur noch tiefer von der nimmersatten Dunkelheit aufgesogen wird, bis dann der aufkommende „Albtraum“ einen mit einem hell gellenden Schrei wachküsst. Doch ab hier wird es für jeden bereits viel zu spät sein, denn ab diesem Track legt Nebelgeist erst so richtig los und spielt noch viel intensiver seine Stärken aus: Ein brachialer Grundriff und dann die rituellen Klar- und Chorgesänge! Die Musik bekommt auf einmal eine neue, eine gefühlsbetonte Schlagseite, sie wird auf die heroisch-pagane Schiene gehievt, die an bekanntere Projekte wie etwa Wintarnaht erinnert. In diesem Stil wird das Album noch über zwei weitere Tracks so fortgesetzt, sich von Song zu Song zu einem kunstreichen Feuerwerk aufbauend, bis es dann mit den etwas doomig angehauchten „Runen des Todes“ und dem anschließenden, sehr ruhigen Instrumental „Odins Ritt über das Firmament“ zum Erliegen kommt. Ein starkes Stück Musik!

Tracklist
1. Tod an den Ufern des Mondscheins
2. Frostnacht
3. Sól
4. Albtraum
5. Das Feuer der alten Flamme
6. Zu Tausend und kein zurück
7. Runen des Todes
8. Odins Ritt über das Firmament

Geschrieben von Adam am 17. Oktober 2023