No Sun Rises - Harmisod

No Sun Rises – Harmisod

Alerta Antifascista Records
2023

Bei dem Bandnamen No Sun Rises könnte man womöglich an den auf „Pure Holocaust“ enthaltenen Immortal-Song „The Sun No Longer Rises“ denken. Doch dieser Black-Metal-Klassiker scheint nicht wirklich die Inspirationsquelle für die Band aus Göttingen gewesen zu sein, wenn man sich das in erdigen Farbtönen gezeichnete Artwork des Digipaks in aller Ruhe mal anschaut. Es stellt wohl unsere Mutter Erde bzw. die Göttin Gaia dar, welche mit ihrer warmherzigen Umarmung die Menschen – hier als ein malerisches Gebirgsdorf dargestellt – umsorgt und behütet. Und auch die Klänge des ersten Stückes „NebellebeN“ (was für ein schönes Kunstwort!) wollen ebenso wenig zu einem reinrassigen und infernalen Black Metal passen, stattdessen viel eher zu einem atmosphärischen, ausschweifend mit Pagan-Einflüssen versetzten. Beim Lauschen können hier einem so Bands wie zum Beispiel Aethernaeum als Vergleich in den Sinn kommen, oder vielleicht auch In Dornen, denn das mitten im Song verwendete und recht bekannte Jeder-ist-allein-Sample lässt ganz deutlich eine melancholische Ader aus dem schwarzmetallischen Unterholz durchschimmern. Und wenn man denkt, die Band direkt durchschaut zu haben, belehrt das zweite Lied „Unter Tage (Regress)“ uns direkt eines Besseren. Es beginnt rein folkig mit schönen, verträumten Akustikgitarren und wird von der kräftigen und melodietragenden Stimme der Gastsängerin Nicole belebt. Ein Stilbruch? Mitnichten, denn der ruhige, jedoch warme Sound fügt sich sehr gut in das davor Vernommene ein, und nach über sieben Minuten wird er sowieso von der Schwärze und Härte des Black Metals wieder komplett abgelöst. Eine noch wildere Raserei zeichnet anschließend den „Tanz in fahlem Lichte“ aus, die aggressivste Nummer des Albums, die mit einem noch etwas bissigeren Keifgesang und richtig schnellem Gitarrengewitter und Drumming daherkommt. Derart massiv könnte das Teil auch ganz locker als ein Song von so einer Band wie etwa Pestlegion durchgehen. Doch dieser Vergleich hinkt, denn die letzte Nummer macht erneut einen weit ausschweifenden Bogen zu dem bereits bekannten folkigen Ansatz des zweiten Songs. Später wird es erneut schwarzmetallisch, und am Ende geleitet eine tolle, entschleunigende Gitarrenmelodie einen wieder zurück nach Hause. Gewiss, das alles garantiert eine sicherlich gewollte Abwechslung, kann aber den einen oder anderen etwas vor den Kopf stoßen. Mir persönlich gefällt es aber recht gut. Dennoch ist ein Reinhören vor einer eventuellen Anschaffung ratsam.

Tracklist
1. NebellebeN
2. Unter Tage (Regress)
3. Tanz in fahlem Lichte
4. In Trockener Erde (Bury Me)

Geschrieben von Adam am 19. April 2024