Narbentage Produktionen
☠ 2020 ☠
Norwegischer Bandname, norwegischer Albumtitel, norwegische Songtexte, aber dennoch eine Kapelle aus den deutschen Landen. Ein Schlagwerk, ein Bass, eine Gitarre, auf die Ohren gibt es aber dennoch mächtig viel Haue. Das Ganze erinnert mich nicht nur von der Konstellation her an den True Norwegian Black Metal von Darkthrone. Auch musikalisch ist das hier Verbratene genauso impulsiv und authentisch wie die wegweisenden Frühwerke der weltbekannten Norweger. Die sehr naturnahe Thematik des naturverbundenen Duos – der Bandname ist übrigens das norwegische Wort für den giftigen Gefleckten Schierling – welche sich ausschließlich mit dem Leben des Sperbers, auf Norwegisch Spurvehauk genannt, beschäftigt, kann an sich nur eine sehr rohe und gnadenlose, dem Recht des Stärkeren entsprechende musikalische Interpretation hervorbringen. So wirbelt das kleine, wie bei Narbentage üblich auf nur 66 Stück limitierte Tape mit starken Flügelschlägen und das von Anfang an recht viel Staub auf.
„Sult“ bzw. „Hunger“ ist gleich eine mächtige, direkt in die Vollen gehende und sich quasi kopfüber zum Angriff herabstürzende Hymne, dark und darker, schnell und majestätisch, über jeden Zweifel erhaben. Würden Darkthrone auch heute noch mit gleicher Inbrunst wie in den 90ern die Welt mit ihrer musikalischen Blasphemie besudeln, wäre ihre Musik sicherlich der von Skarntyde nicht unähnlich. Zugegeben, die Anleihen zu Darkthrone oder auch anderen ähnlichen Acts der zweiten Welle könnte man hier gewiss an jeder beliebigen Stelle ziehen und irgendwie untermauern, doch das Projekt verfügt über mehr als genügend an frischem Blut sowie Eigenständigkeit, um sich nicht permanent mit all den alternden Veteranen messen zu müssen. Besonders die anschaulichen Riffs, die sich wie Krallenschläge anfühlen und ihrem Opfer jedes Mal ein Stück Fleisch herausreißen, sind sehr für die Musik von Skarntyde bezeichnend. Hier wurde im wahrsten Sinne des Wortes die tödliche Tragik eines Überlebenskampfes vertont, weshalb beim Hörgenuss ein spontaner Adrenalinschub nicht gänzlich auszuschließen ist. Die Musik ist definitiv etwas für Freunde von Ulvers „Nattens Madrigal“. Herrlich vertonte Dunkelheit im Sinne des Respekts vor der Natur eben. Das Knochen zerberstende Drumming, der pochende Bass sowie die spärlich aber schneidend eingesetzten Keyboard-Klänge sorgen ebenfalls für ein dauerhaft angespanntes Gefühl während dieser akustischen Beobachtung des in sich abgeschlossenen Jagdzyklus eines Sperbers, bestehend aus Hunger („Sult“), dem Fokussieren auf ein Ziel („Fokus“), der anschließend stattfindenden Jagd („Jakten“), dem Stillen des Hungers mit frischem Blut („Ferskt Blod“) und dem sich zum Schluss ausbreitenden Frieden („Fred“). Ein tödliches Spiel, der Kreislauf des Lebens, dem wir Menschen uns auch nicht entziehen können, auch wenn wir uns solch eine scheinbare und falsche Illusion auf dem Fundament der Zivilisation aufgebaut haben. Doch es gibt kein Entkommen! Die sinnbildlichen Krallen des Sperbers erwischen jeden, irgendwann…
Die beiden Musiker Fjelleiner (auch bei Licht- und Schattensaiten und Jahresringe aktiv) und Gerileme (ebenfalls in vielen Projekten wie beispielsweise Asche der Welten involviert) haben mit „Spurvehauk“ eine herausragende Arbeit abgeliefert, die definitiv nach mehr schreit. Aber auch ein Vinyl wäre super, denn diese Musik verdient es auf das schwarze Gold gebannt zu werden.
☠ Tracklist ☠
1. Sult
2. Fokus
3. Jakten
4. Ferskt Blod
5. Fred