Varulv - Kerker, Todt und Teyfl

Varulv – Kerker, Todt und Teyfl

Talheim Records
2020

Die in den österreichischen Bergschluchten aufgenommene Scheibe „Kerker, Todt und Teyfl“ von Varulv ist nicht mehr ganz so frisch, hat sie doch mittlerweile schon weit über ein Jahr auf ihrem bepelzten Buckel, aber sie ist immer noch sehr aktuell. Verzögerungen in der Vinyl-Herstellung, die mittlerweile alles andere als unüblich sind (Wofür die Labels allerdings nichts können! Verantwortlich dafür ist die schiere Masse der Anfragen und Produktionen, und mit einer gewissen Weitsicht kann man es sich auch selbst ausmalen, dass Großaufträge von zahlungskräftigen Kunden von vielen Presswerken auch bevorzugt behandelt werden, während Kleinlabels immer mehr nach hinten auf die Wartebank geschoben werden. Der durch schnelle Abarbeitung einhergehende und Nacharbeit generierende Qualitätsverlust wie auch der immer mehr zum Problem werdende Werkstoffmangel verschärfen nur noch diese prekäre Situation!), führten vielerorts zu einem verspäteten Hörgenuss. Aber auf so ein bockstarkes Black-Metal-Album wartet man eben auch gerne länger, komme da was wolle! Und Geduld zahlt sich bekannterweise immer aus. Man schaue sich nur das wirklich wunderschön gezeichnete und stimmige Artwork des Covers an. Wen überkommt da nicht die Lust sich dieses Album sofort anhören zu wollen?

Dieses vierte Langspielwerk von Varulv ist dem Titel entsprechend in drei Teile unterteilt, die jeweils von einem bedächtigen, sich mittelalterlich ausnehmenden Interludium eröffnet werden. Um die Spannung zu erhöhen, bedient sich „Kerker“ gleich zu Beginn eines Samples aus dem schwedischen Klassiker „Das siebente Siegel“ von 1957. Eine sehr schöne und passende Einleitung in die Todesthematik, welche im nächsten Track mit einem langgezogenen und markerschütternden Schrei der Marke Emperor Magus Caligula (auch wenn dieser hier nicht ganz so ausgedehnt wie im Song „The Arrival of Satan’s Empire“ von Dark Funeral ausgefallen ist) eruptiv wie eine letale Seuche ausbricht. „Der Rattenpakt“ frisst sich sofort in die Gehörgänge des Zuhörers (die Texte zu diesem Lied erinnern unweigerlich an die grausame Rattenfolter) und zerfleddert mit seiner von agilen Gitarren und rauschenden Drums ausgezierter Wucht den Glauben an das Leben. Varulvs Spezialität, die nicht allzu aufdringliche, seit dem Album „Sagenlieder“ bestens zur Geltung ausgefeilte Melodik, trifft in jedem Song immer ins Schwarze und befeuert die sich immer enger um den Hörer zusammenschnürende Atmosphäre. Die pechschwarze Koloratur des Schreihalses Irrah erledigt dabei den Rest. Die Produktion ist passenderweise sehr organisch ausgefallen, und im Zusammenspiel mit der frenetischen Vorgehensweise der Band möchte man vereinzelt sogar glauben, hier eine skandinavische Horde bei ihren Untaten zu belauschen. Gerade im fünften Stück „Des Scharfrichters Pflicht“ kommt dies besonders gut zur Geltung – die Gitarren und das Schlagwerk agieren schon ziemlich norwegisch, was an große Vorbilder erinnert. Ja, mit ihrer aktuellen und hoffentlich auch endgültigen Line-Up-Konstellation haben Varulv wohl endlich die optimalen Voraussetzungen geschaffen, um vielen alten Hasen auf Augenhöhe zu begegnen. Äh… Wölfen, keinen Hasen natürlich, denn Hasen werden von den Werwölfen ohne Umschweife zerfleischt… Kleine, aber sehr wohldosierte klangliche Farbtupfer, wie der mehrstimmige Gesang, verpassen der Platte den letzten feinen Schliff. „In Schwarz gehüllt“, der letzte Song des Albums, endet dann ebenfalls mit einem Sample aus dem bereits genannten Streifen sowie einer passenden Dudelsack-Coda.

Fazit: Bei „Kerker, Todt und Teyfl“ ist definitiv jede Menge Passion für die dunklen musikalischen Künste erkennbar. Diese zieht sich bekömmlich wie ein blutroter Faden durch alle Songs und macht das Album zu einem ernstzunehmenden Ausrufezeichen der österreichischen Black-Metal-Spitze.

Tracklist
1. Kerker
2. Der Rattenpakt
3. Erwachen
4. Todt
5. Des Scharfrichters Pflicht
6. Am Totentisch
7. Alter Pfad
8. Teyfl
9. Der Leichenfresser
10. Münzen aus Gold
11. In Schwarz gehüllt

Geschrieben von Adam am 13. Juni 2021